George Lilanga


Der Maler George Lilanga gehört zu den bekanntesten Vertretern der modernen Malerei in Tansania. Ursprünglich arbeitete er vornehmlich als Bildschnitzer. Seit Mitte der 1970er Jahre wandte er sich der Malerei zu. Dort erfuhr er Anregung durch den Tingatinga-Stil, der sich unter anderem durch die Verwendung von Emaillefarben auf Hartfaserplatten auszeichnet. Die Strahlkraft der bunten Emaillefarben wurde zu einem Kennzeichen von Lilangas Bildwerken. Seit den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts ist er oft zu Gast bei Ausstellungen in Europa und Nordamerika. Aus dieser Zeit stammen auch die beiden Gemälde aus dem Iwalewhaus. 

An den beiden großen Hochformaten lassen sich die Merkmale von Lilangas Malerei gut nachvollziehen. Sind sind beide mit bunten Emaille-Farben bemalt. Auf eine räumliche Differenzierung und naturalistische Hintergrundschilderung wird verzichtet. Stattdessen bietet der Hintergrund eine Skala horizontaler Farbstreifen mit fließenden Übergängen. Grasgrün, violet, hellblau, dunkelgrün wechseln einander von unten nach oben aufsteigend ab. Auf diesem Farbteppich wird jeweils eine Gruppe von 12 Figuren beschrieben. Die Figuren formieren einen turmartigen Aufbau. Sie stützen sich gegenseitig und nehmen dabei mal eine kauernde, sitzende oder eine stehende Position ein. Den oberen Abschluss bildet jeweils eine auf den Rücken gewandte Figur mit offenem Mund, darin einige Zähne. 

Die Figuren sind Dämonen oder Geister, auch Mascheitani genannt. Sie werden von George Lilanga mit markant dünnen Armen und Beinen, Kugelbäuchen, einem bunt gemusterten Kitenge-Wickelrock und kürbisförmigen unbehaarten Köpfen mit großen abstehenden Ohren beschrieben. Die Kontur der Körper ist mit einer schwarzen dünnen Linie gezeichnet, der unbekleidete Körper selbst in Rot oder Blau, Gelb oder Grün, auch Schwarz gehalten. Die Flächen zwischen den Körpern werden von ornamentalen Mustern gefüllt. Wellenbänder, bunte Rechtecke, Rauten oder an Einzeller erinnernde polymorphe Flächen.  


Auf den ersten Blick scheinen die beiden großen Hochformate aus gleicher Zeit und gleicher Hand. Groß sind die Ähnlichkeiten in Thema, Technik und figürlicher Schilderung. Auf den zweiten Blick fallen Unterschiede auf: Sind bei dem einen Motiv (Huyu Mzee) die Farben eher gedeckt gehalten, haben insbesondere die Blau- und Gelbwerte bei dem anderen Motiv (Kutoa Ni moyo) eine größere Strahlkraft. Sind bei dem farblich gedeckten Motiv die ornamentalen Zierelemente variantenreicher, so scheint das hellere Bild sortierter und weniger abwechslungsreich. 

Bei letzterem werden an der Unter- und Oberkante zudem jeweils ein schmaler Streifen monochrom und unbearbeitet gelassen - ein gestalterisches Element, das beim benachbarten Bild komplett fehlt. Die unterschiedliche Behandlung des Kaurimuschel-Motivs ist ein weiteres Merkmal. Bei dem einen werden neben dem einfachen Wellenband auch ein doppeltes Wellenband sowie eine von einer Punktreihe begleitete Wellenlinie gezeigt. Bei dem anderen ist lediglich die einfache Wellenlinie als Muschelverzierung vorgesehen.

Beide Arbeiten sind rückseitig beschriftet:


KUTOA NI MOYO

SILAZIMA


Donating (money) is not a must.


Das Zweite:


HUYU MZEE

ALIKUA SUKONI ANAFANYA

BIASHARA MUDA TU ALIANGUKAKWA

MALAZI YA TUMBO

WAMEMBEBA ANAPELEKWA NYUMBANI

KWAKE


This man

was doing his

business at the market for a while, he fell down

flat on his stomach

they carried him and brought him to his home